ZUM GELEIT
Wölfe ziehen wieder in vielen Ländern ihre Fährte. Gerade sind sie dabei, den Alpenraum neu zu erobern. Ein Wandel in der Einstellung zu diesem Raubtier, gefolgt von besserem gesetzlichem Schutz, hat die Ausbreitung zugelassen, ausgehend von den verbliebenen Restvorkommen in Europa. Wölfe erobern geeigneten Lebensraum rascher als Luchs und Braunbär, die anderen Großraubtiere. Schon bald tauchten Wölfe in Gebieten auf, die schon lange wolfsfrei waren. Zunächst waren es junge männliche Wölfe, die aus ihrem elterlichen Territorium abwanderten, wie es des Wolfes Sitte ist.
Viele Menschen freuen sich über die Rückkehr des Wolfs, in Zeiten des allgemeinen Artenverlustes. Für sie ist die Wiederkehr des einst Verfemten eine Erfolgsgeschichte. Doch es zeigte sich rasch: Der Wolf frisst Beute, die für ihn leicht zu fangen und zu töten ist – vor allem Schafe, auch Ziegen, Ponys und Kälber werden vom Wolf gerissen. Das führt zu einer heftigen Ablehnung des Wolfs bei den betroffenen Tierhaltern. Sie haben eine Bindung an ihre Tiere, tragen den wirtschaftlichen Schaden und sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder. Die tiefe Kluft in der Einstellung zum Wolf spaltet die Menschen in Stadt und Land in Europa, wie Studien zeigen.
Das Interesse am Wolf ist jedenfalls groß, bei Betroffenen wie bei Wolfsfreunden. Fragen über den richtigen Umgang mit dem Wolf, über Herdenschutz oder Sicherheit, die Möglichkeit einer Koexistenz stehen im Raum. Auf viele Fragen gibt es keine einfache Antwort. Dieses Buch widmet sich dem Problemkreis „Wolf“ mit rund 90 Fragen, zu deren Beantwortung Fachleute der Wildbiologie und des Wildtiermanagements gebeten wurden, aus Italien, Österreich, Deutschland, der Schweiz und Norwegen. Zu Wort kommen auch Weidetierhalter, Jäger, Tierärzte und Rechtsexperten. Wenn sich am Ende der Lektüre das Bild zum Wolf rundet, dann ist ein Ziel dieses Buches erreicht: ein möglichst umfassendes Bild vom Wolf im Alpenraum und darüber hinaus zu vermitteln.
„Die Integration des Wolfs in eine vom Menschen besiedelte Landschaft ist eine Quadratur des Kreises.“ Diesen Eindruck hat man unweigerlich, wenn man erfährt wie die verschiedenen Interessen aufeinanderprallen. Tierliebhaber, Naturschützer, Jäger, Landwirte, Waldbesitzer, Menschen aus der Stadt oder vom Land stehen sich oft unversöhnlich gegenüber. Hier will das vorliegende Werk zu einer Versachlichung der Diskussion und zu verbesserter Information beitragen. In 10 Kapiteln und 93 Fragen wird umfassend, abwägend und möglichst neutral Stellung genommen zum Vorkommen früher und heute, zur Biologie des Wolfes, zum Wolf in der Kulturlandschaft, zum Herdenschutz und Wolfsmanagement in Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz und Frankreich, zu Rechtsfragen, den nach wie vor gehört der Wolf zu den streng geschützten Arten, und zum Verhältnis von Wolf, Hund und Mensch. Die 93 Fragen werden gut verständlich von 26 Fachleuten beantwortet. Das derzeit aktuellste und umfassendste Werk zum Thema Wolf, das auch einige Farbfotos enthält, kann Freunden wie Gegnern des Wolfes nachdrücklich empfohlen werden.“
Michael Mücke, ekz-Bibliotheksdienst